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AutorenbildWildes Herz

Brigitte, 44 Jahre, verheiratet mit Jens, Mutter zweier Kinder ( 7 und 11) erzählt:


Mein Mann ist in der Regel von Montag bis Donnerstag Abend außer Haus. Er arbeitet als Berater in Projekten und je nachdem, wie weit die Anfahrt ist oder der Flug günstiger, verlässt er uns auch schon am Sonntag Abend. So bin ich wochentags hauptsächlich damit beschäftigt, den Haushalt , die Kinder und meinen Halbtagsjob in der Gemeindeverwaltung unter einen Hut zu bekommen. Die Kinder müssen morgens zur Schule bzw. zur S -Bahn gebracht werden, da keine optimale Busverbindung existiert. Das übernehme ich und fahre dann gleich weiter in mein Büro im Nachbarort. Das heißt mein Tag beginnt um 5:45 Uhr. Von Natur aus bin ich kein Frühaufsteher, aber sonst schaffe ich es nicht uns alle rechtzeitig startklar zu bekommen. Die Arbeit in der Gemeinde ist langweilig und monoton, aber die Kollegen sind nett und mit den meisten verstehe ich mich gut. Teilzeitjobs liegen nicht gerade auf der Strasse in unserer ländlichen Gemeinde und es hat lange gedauert bis ich nach meiner Elternzeit wieder etwas gefunden hatte. Es ist mir auch lieber, wenn ich etwas zum Haushaltsbudget beitragen kann und nicht völlig von Jens abhängig bin. Wie haben vor zwei Jahren ein Haus gekauft und sind finanziell dadurch ziemlich an unsere Grenzen gelangt. Mittlerweile ist es etwas besser, aber ohne meinen Job würde es knapp werden. Ich bin auch froh, mal rauszukommen und ein wenig Abwechslung zu haben, auch wenn die Tätigkeiten im Job immer dieselben sind. Ab Mittag geht es dann los mit kochen, waschen, Hausaufgaben betreuen, Kinder in die Nachhilfe bringen, Kinder zum Musikunterricht fahren, Kinder ins Fußballtraining fahren und wieder abholen. Zwischendrin einkaufen, zur Post oder was grad so ansteht. Abends falle ich nur noch aufs Sofa und bin froh, wenn ich es mal schaffe, eine Sendung zu sehen, ohne einzuschlafen.

Mein Mann meldet sich immer mal zwischendurch und wir telefonieren und tauschen aus, was wir so machen. Naja, bei mir ist das ja nicht wirklich interessant und wenn er über seine Projektarbeit spricht, verstehe ich oft nur Bahnhof. Wenn er dann am Donnerstag nach Hause kommt, ist er meist nur kurz da und geht dann zum Training. Er spielt Handball in einer Hobby-Mannschaft. Freitag macht er dann Homeoffice und abends treffen wir uns mit Freunden. Die Wochenenden sind tagsüber meist bestimmt von dem Spielplan unseres Sohnes. Er muss gefahren werden und Jens steht dann am Spielfeldrand zur Unterstützung. Die restliche Zeit verbringen wir mit Reparaturen am Haus oder auf dem Sofa vor dem Fernseher. Gemeinsame Unternehmungen haben stark abgenommen. Ich bin so erschöpft, dass ich zu nichts mehr Lust habe. Eigentlich reden wir kaum noch miteinander, jeder funktioniert so vor sich hin. Die Kinder sind mit ihren schulischen Leistungen im letzten Jahr stark abgefallen. Jens mach mich verantwortlich und das macht mich so wütend. Darüber streiten wir oft und auch über andere Kleinigkeiten. So habe ich mir das alles nicht vorgestellt mit Familie und so. Manchmal denke ich mir, dass es keinen Unterschied machen würde, wenn ich getrennt und alleinerziehend wäre.

Ist eine Trennung die einzige Lösung für uns?

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